Dass das Leben eines Tanks nicht einfach ist, ist nun wirklich eine Binsenweisheit. Ich möchte mich hier allerdings nicht darüber beschweren, dass für einen Tank selbst einfache Quests schon einmal zu einer Nerven zehrenden Angelegenheit verkommen können, hat er es sich doch zur Angewohnheit gemacht hat, die Gegner zu überleben, statt selbige kurz und schmerzvoll zu töten. Ich möchte mich auch nicht beschweren, dass man mit den Aufwendungen, die ein Tank zur Reparatur seiner Ausrüstung zu bestreiten hat, problemlos mehrere Hundertschaften Schurken und Jäger unterhalten könnte. Das alles ist nicht wirklich störend und nicht wirklich schwer. Hier soll es allerdings um die wirklich großen Gemeinheiten gehen: Warum zur Hölle dürfen eigentlich alle anderen Gruppenmitglieder ihren schlimmsten Trieben nachgeben, während der Tank den verzweifelten Versuch unternimmt das angerichtete Chaos zu ordnen?
Schon beim ersten – vorsichtigen – Pull wird der Tank meist von diversen magischen und nichtmagischen Dingen überholt, die perfekt geeignet sind, die Aufmerksamkeit eines Bösewichts ausschließlich auf deren Verursacher zu lenken. Der klug ausgedachte Rückzug hinter eine Mauer, um lästige Fernkämpfer unter den Gegnern zum Gruppenkuscheln zu verleiten, wird mit tödlicher Sicherheit durch wild heranstürmende Begleiter oder einen mit geradezu chirurgischer Präzision gesetzten Betäubungseffekt konterkariert. Ein Tank, der nun der Verzweifelung nahe versucht, die Wut der Monster mittels einiger gezielter Beleidigungen auf sich zu lenken, wird sich wundern, mit welch perfidem Timing in genau jenem Augenblick diverse weitere Angriffe auch dieses Vorhaben nutzlos verpuffen lassen.
Gut, man könnte nun einwenden, dass ein solches Verhalten dem Tank letztlich egal sein kann, und dass ein wiederholter, harter Aufschlag auf den Boden der Tatsachen auch den aufgedrehtesten Damagedealer beruhigen wird, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Es ist nicht nur so, dass Tanks und Heiler – die ihre Klassen wohl samt und sonders aufgrund eines Helfersyndroms gewählt haben müssen – geistig nicht in der Lage sind jene überdrehten Kollegen einfach sterben zu lassen, nein, sie ärgern sich auch noch fürchterlich, weil sie gern selbst auf der Seite der Unvernunft stehen und sich als unverbesserlicher Tunichtgut outen würden.
Daher mein Aufruf: Liebe Damagedealer, gebt uns das Gefühl, dass ihr uns benötigt! Verzichtet darauf die Gegner auch noch zu tanken, selbst wenn ihr es könntet! Gebt Euch mit den großen Zahlen, die durch Euer Bild fliegen zufrieden! Ihr questet in Windeseile, ihr tragt Tod und Verderben auf die Schlachtfelder, also lasst uns Tanks wenigstens jenen winzigen Rest von Würde die Prügel zu kassieren, die IHR zweifelsohne verdient hättet, denn etwas anderes können wir nun einmal nicht…